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Arznei des Monats

- erstellt von Maria Steinbeck, Eschenbach (vgl. Literaturliste unten)

 
 

Thuja occidentalis


 


Der immergrüne Lebensbaum, Thuja occidentalis, wird bis zu 20m hoch und darf nicht mit Thuja orientalis verwechselt werden. Die würzig riechenden, frischen Zweigspitzen von Thuja occidentalis werden im Frühjahr vor der Blütezeit gesammelt, um daraus die Tinktur für die homöopathische Arznei zu bereiten.

Neben den beiden genannten Arten gibt es noch den amerikanischen Lebensbaum. Ähnliche Formen der Thuja-Gattung gab es wahrscheinlich schon in der Jurazeit in Europa; sicher waren sie schon im Tertiär vorhanden. Beheimatet ist Thuja occidentalis jetzt im Gebiet des Kaukasus und in Mittel- und Südeuropa, wo er als Zierbaum in Parkanlagen und Gärten kultiviert wird. Besonders häufig wird er in Heckenform auf Friedhöfen angepflanzt. So repräsentiert er gewissermaßen das Leben an einem Ort, der den Toten gehört.

In der Frühzeit wurde das Holz bei Opfern zum Räuchern verwendet. Thuja kommt vom griechischen Wort „thyon", das „opfern, räuchern" bedeutet.

In China ist der Baum das Symbol für Keuschheit, für ein reines Leben ohne Müßiggang oder Verschwendung. Thuja ist eine der wichtigsten Arzneien zur Behandlung der Folgekrankheiten, die auf Gonorrhoe zurückzuführen sind. Auch dann, wenn diese Geschlechtskrankheit nicht direkt in der Familiengeschichte vorkommt, kann sich ein Thuja-Bild entwickeln. Es könnte ebenso als Folge einer Pockenimpfung oder auch durch andere Ursachen entstanden sein.

Leitsymptome

Persönlichkeit

In den Augen der Thuja-Menschen ist die Welt ein feindlicher, unberechenbarer Ort. Obwohl sie sich den Anschein von Härte geben können, gehört eine hochgradige Verletzlichkeit auf allen Ebenen zu ihrer Persönlichkeit. Unbewußt verstellen sie sich, um sich den Gegebenheiten anpassen. Ihr wahres Wesen ist so in Dunkelheit gehüllt, daß sie schwer zu durchschauen sind. Sie halten auch absichtlich Informationen zurück und vertrauen anderen nur sehr zögernd. Sie sind sehr verschlossen und zu einer offenen Beziehung unfähig. Ihre Verletzlichkeit (Ursache: Vernachlässigung, Verletzung und Verlassenwerden in der Kindheit) zwingt sie dazu, sich so zu verhalten, daß andere sie nicht durchschauen können. Die Zerbrechlichkeit und Verletzlichkeit zeigt sich deutlich in den Thuja-Symptomen: Körper oder Beine seien zerbrechlich, aus Glas oder aus Holz. Sie versuchen, sich selbst zu schützen und ziehen sich deshalb von den anderen zurück. Sie werden mürrisch, launisch und reizbar. Ihre Neigung, alles persönlich zu nehmen, macht sie so empfindlich, daß sie gar nicht wissen, wie sie reagieren sollen. Dies führt zu einer wachsenden Introvertiertheit. Ihr Mißtrauen führt zu Entfremdung. Sie mißtrauen sogar ihren eigenen Wahrnehmungen und behalten Erlebtes und Erfahrenes für sich. Sie verbergen ihre wahre Persönlichkeit und können so zu chronischen Lügnern werden (Lebenslüge!). Der Umgang mit anderen hat oft etwas Berechnendes. Sie überlegen ganz genau, was sie sagen und wieviel sie preisgeben wollen. Sie verschleiern ihre Aussagen, um die Wirklichkeit zu verheimlichen. Sie neigen dazu, andere zu manipulieren. Ursache für dieses Verhalten sind böse Erfahrungen, die sie möglicherweise schon als Kinder gemacht haben (Offenheit und das Zeigen von Gefühlen hatte Abweisung und Verachtung zur Folge).

Es gibt auch einen aktiven, extravertierten Thuja-Typ, der sehr gesellig wirken kann. Dieser Menschentyp ist ständig von Leuten umgeben, wirkt aber isoliert. Keiner kennt ihn genau oder weiß, was er fühlt.

Die Verletzlichkeit führt zu einer ständigen Wachsamkeit mit dem Bedürfnis, sich zurückzuziehen. Im Laufe der Zeit verdrängen Thuja-Menschen den emotionalen Schmerz, sie koppeln sozusagen einen Teil ihrer Person ab. Aber damit trennen sie sich auch vom Mitgefühl und Mitleid anderen gegenüber. Durch diese Unterdrückung der Emotionen kommen sie in einem Zustand der Empfindungslosigkeit. Das Thuja-Symptom "Wahnidee, Geist und Körper wären getrennt" macht dies deutlich.

Sie wählen Berufe, in denen sie unabhängig von anderen arbeiten können. Zusammenarbeit mit Kollegen - Nähe überhaupt - macht sie reizbar. Ihre Wut lassen sie gern an Familienangehörigen und nahestehenden Personen aus. Sie setzen sich im Beruf unerreichbare Maßstäbe und versuchen, ihnen mit regelrechter Arbeitswut gerecht zu werden. Sie sind gewissenhaft, peinlich genau in Kleinigkeiten und selten mit sich zufrieden. Sehr kritisch beurteilen sie die Arbeit anderer und neigen auch zu Ungeduld.

Ihre Ängste sind zahlreich, obwohl sie selten nach außen gezeigt werden. Ihre Gesundheit und ihre Körperfunktionen überwachen sie auf das genaueste.

Thuja-Menschen sind ausgesprochene Individualisten. Sie halten sich grundsätzlich für anders als die anderen, sicher nicht nur deswegen, weil sie sich innerlich und äußerlich von ihren Mitmenschen distanziert haben. Sie wollen auch frei sein von Verpflichtungen und gesellschaftlichen Konventionen. Dies ist das Ergebnis einer Kompensation, weil Kontakte mit anderen Menschen für sie nicht befriedigend sind und ihnen eher leidvolle Erfahrungen einbringen, was sie aus Erfahrung wissen. So bestehen sie darauf zu leben, wie es ihnen gefällt. Sie möchten, daß ihre Bedürfnisse auf ungewöhnliche Art erfüllt werden. Sie verlieren ihre Selbstdisziplin und suchen Vergnügen in materiellen und sinnlichen Ausschweifungen. Später entstehen aus dieser Haltung heraus Ängste und Gewissensbisse. Symptome wie: „Gewissensangst, als hätte er ein Verbrechen begangen"; „er sei ein Verbrecher", deuten dies an. Thuja finden wir auch in der Rubrik Monomanie [= auf eine bestimmte Angelegenheit oder Zwangsneigung fixiert]. Im Arzneibild wird dies deutlich durch Symptome wie „oberflächliche Abenteuer; erotische Tagträume; Besessenheit von einer Person, in die sie sich verliebt haben; exzessives Schlafen, Essen oder extremer Alkoholkonsum". Wenn sie die Sinnlosigkeit ihres Verhaltens einsehen, betrachten sie ihr Leben mit Verachtung und schämen sich dafür. Ihre Energie ist verbraucht, sie sind ausgelaugt und werden apathisch. Sie versinken in einen Zustand, der als emotionale Lähmung bezeichnet werden kann. Verzweiflung und Depression sind die Folge. Stundenlang sitzen sie dann da und werden von heftigen, selbstzerstörerischen Gedanken gequält. Sie grübeln über ihre Vergangenheit nach, tadeln sich selbst, und das Leben erscheint ihnen unerträglich.

Ein charakteristisches Merkmal der Thuja-Pathologie ist die Neigung zu starken religiösen Überzeugungen, die bis zum Fanatismus gehen können. Sie identifizieren sich mit Figuren wie Sündern, Verbrechern oder Verstoßenen (z.B. mit biblischen Personen wie Judas oder Maria Magdalena). Sie haben Angst um die ewige Seligkeit. Bessern sich ihre Lebensumstände nicht, so führt ihre Verzweiflung schließlich zur Selbstzerstörung. Ihre Suizidneigung muß ernst genommen werden. Gewöhnlich wählen sie eine "sichere" Methode, um aus der Welt zu verschwinden, aus der sie sich schon lange ausgegrenzt fühlten.

Douglas Borland (englischer Homöopath, gestorben 1960) zeichnet ein sehr treffendes Bild von Thuja: "Die klassische Beschreibung von Thuja nennt starke Reizbarkeit, Übellaunigkeit, Depression und Lebensüberdruß. Dies entspricht jedoch nicht meinem Eindruck. Thuja-Patienten haben außergewöhnlich gute Manieren, sie sind sensibel, höflich und dankbar. Sind sie deprimiert, so entsteht dies gewöhnlich aus dem Bewußtsein, ihre Sache nicht so gut gemacht zu haben, als sie hätten sollen; oder daß sie keine so schnellen Fortschritte gemacht hätten, wie man es von ihnen erwartet habe; oder daß sie für ihre Angehörigen eine Belastung wären, weil sie deren Aufmerksamkeit beanspruchten.

Thuja-Patienten sind sehr ungeduldig. Sie wollen alles recht schnell machen und werden mit anderen, die langsamer sind, ungeduldig. Ihr Denken ist immer in Unordnung. Wenn man mit ihnen spricht, sind sie höflich und wollen alles tun, um einem behilflich zu sein. Sie ringen um das richtige Wort, wenn sie ihre Symptome berichten. Finden sie es nicht gleich, kommen sie später noch einmal darauf zurück und ergänzen es. Beim Schreiben lassen sie Wörter aus oder verschreiben sich, was sie ärgert. Verstärkt sich dies schließlich, dann lassen sie ihre Angelegenheiten unerledigt liegen. Noch ausgeprägter ist bei Kindern die Neigung, mitten in einer Tätigkeit aufzuhören, weil ihre Aufmerksamkeit nachläßt. Dann müssen sie ständig daran erinnert werden, mit dem, was sie gerade tun, weiterzumachen.

Recht konstant wird auch das Symptom angetroffen, daß sie trotz ihrer Anhänglichkeit keinen Kontakt mit Fremden wollen. Oft ziehen sie sich zurück, wenn ihnen jemand nahe kommt und wollen auch nicht berührt werden. Dies ist besonders ausgeprägt, wenn sie sich in einem seelischen Tief befinden. Sie fühlen sich dann wie zerbrechlich; selbst wenn sie sich wohlfühlen, möchten sie nicht angefaßt werden. Es sind große Individualisten, fallen aber deshalb nicht auf und mögen keine Aufdringlichkeit bezüglich ihres Privatlebens.

Thuja-Patienten sind aufrichtig und gewissenhaft in allem, was sie tun. Was sie unternehmen, führen sie gewissenhaft bis ins letzte Detail aus, außer wenn sie abgelenkt werden. War dies der Fall, und haben sie deshalb etwas unterlassen, dann regen sie sich darüber auf. Sie sind sensibel und werden leicht wütend. Wichtige Angelegenheiten, die für jeden anderen ein gerechter Anlaß zum Ärger wären, berühren sie nicht weiter; aber durch Kleinigkeiten können sie merkwürdigerweise ärgerlich werden. Dies ist mein Eindruck von Thuja-Patienten." (Borland)

Thuja-Kind

Die kleinen Thuja-Persönlichkeiten sind etwas aufgedunsen, weil sie Flüssigkeit in ihrem Gewebe zurückhalten. Ihre Muskulatur ist schlaff. Sie haben eine lymphatische Konstitution, somit sind bei Entzündungen häufig die Lymphdrüsen beteiligt. Das Gesicht wirkt wächsern und glänzt, als ob es mit Fett eingerieben wäre.

Diese Kinder schwitzen viel, sogar beim Ausziehen. In der ersten Schlafperiode schwitzen sie allerdings nicht am bedeckten Körper, sondern nur im Gesicht und an den Händen. Der Schweiß hat die seltsame Eigenschaft, die Wäsche gelb zu färben.

Das Beschwerdebild ist vielfältig. Typisch sind Erkältungen der oberen Luftwege. An den bedeckten Körperstellen finden sich gelegentlich Hautausschläge. Die Kinder haben an allen Stellen des Körpers viele Warzen, sowie vergrößerte Schleimhautpapillen, ferner Nasenpolypen. Das regelmäßige (manchmal auch unregelmäßige!), gelbliche und schmutzig wirkende Gebiß neigt zu Zahnsteinbildung und ist sehr empfindlich gegen kaltes Wasser. Die Zahnkronen sind gesund, während die Wurzeln deutlich destruktive Veränderungen zeigen.

Auffallend ist das große Verlangen nach Salz und kalten Getränken. Trockene Speisen werden nur unter Schwierigkeiten hinuntergebracht. Bei schwachem Appetit sind Thujapatienten schnell satt. Kartoffeln und fettes Fleisch lehnen sie ab, Süßigkeiten und auch Fett werden nicht vertragen. Der Stuhl kann durchfällig, aber auch explosionsartig und voller Gas sein, und harte, dunkle Brocken beinhalten.

Nachts verschlimmert sich ihr Allgemeinzustand. Etwa um drei Uhr nachmittags und drei Uhr nachts fühlen sie sich immer schlecht; sie können nicht mehr schlafen, weil sie schlecht träumen (z.B. von Fallen, aus einer Höhe zu stürzen, von Unglück, von Verstorbenen) oder sich über den vorigen Tag oder unangenehme Ereignisse Gedanken machen. Männliche Thujapatienten werden durch schmerzhafte Erektionen am Schlaf gehindert.

Schmerzzustände werden von häufigem Harndrang begleitet. Ein Aufenthalt an der Meeresküste oder feuchtes Wetter löst erhebliche Beschwerden aus oder verschlimmert vorhandene. Krankheiten nach Impfungen (bes. Pockenimpfung!) sind ebenfalls charakteristisch für Thuja-Kinder.

In Gegenwart fremder Menschen sind die Kinder äußerst nervös. Sie sprechen dann hastig oder versprechen sich, verschlucken manche Wörter und können sich sehr schwer ausdrücken. In der Schule sind sie vergeßlich, zerstreut und konzentrationslos. Sie sind schnell verärgert und verhalten sich dann widerspenstig. Anderseits sind sie für Freundlichkeiten jeglicher Art dankbar und geradezu glücklich, wenn man ihnen Zuwendung schenkt.

Auffällig ist ihre starke Empfänglichkeit gegenüber Musik, die sie völlig fasziniert und manchmal sogar zum Weinen bringt.

Fixe Ideen

Der Thuja-Patient besitzt meist ein ungeduldiges und widerspenstiges Wesen. Er bewegt sich hastig und spricht schnell. Sein Zorn ist schnell erregt, und doch erzeugt Musik Weinen und Zittern der Füße.

In fortgeschrittenen Fällen wird der Verstand träge, und der Patient kann nicht mehr denken. Er spricht langsam, als ob er erst die Wörter suchen müßte und gebraucht sie auch falsch. Er ist besessen von fixen Ideen; glaubt, seine Seele und sein Körper seien getrennt; denkt, in seinem Körper sei etwas Lebendiges; bildet sich ein, daß eine fremde Person neben ihm sei, oder er sei aus Glas und dürfe deshalb nicht berührt werden, sonst gehe er zu Bruch.

In einigen Formen von Geisteskrankheiten wird Thuja, wenn die angeführten Symptome vorhanden sind, das Mittel sein, das heilen wird.

Wucherungen auf Haut und Schleimhaut

Die Wucherungen auf Haut und Schleimhäuten, besonders weichere Arten, entwickeln sich mit überraschender Schnelligkeit. Thuja führt in der Liste der Warzenarzneien. Diese Epithelauswüchse (oberste Zellschicht der Haut) sind eher groß, öfters erhaben und gezackt, weniger oft glatt und flach und stechen, brennen und bluten durch die geringste Verletzung.

Kondylome (Feigwarzen, nässende Papeln mit zerklüfteter Oberfläche) bilden sich an den Genitalien und um den Anus und können sogar an der Rändern der Iris (Regenbogenhaut des Auges) vorkommen. Weiche, schwammige, blumenkohlartige, leicht blutende Gewächse entstehen auch am Muttermund, in der inneren und äußeren Scheide, an der Vorhaut und am männlichen Glied. Sie sondern eine Flüssigkeit ab, die wie alter Käse oder verdorbener Honig riecht.

Polypen (gutartige Geschwülste der Schleimhaut) bilden sich in der Nase, im äußeren Gehörgang, in der Scheide, im Rektum (= unterer Darmabschnitt), an den Augenlidern oder an der Augenbindehaut. Unter der Wirkung von Thuja verschwinden diese Gewächse fast so schnell, wie sie entstanden sind.

Schweiß

Die Schweißsymptome sind einzigartig. Der Schweiß kann überall außer am Kopf auftreten. Aber charakteristischer ist Schweiß an den nicht bedeckten Körperteilen, während der übrige Körper heiß und trocken bleibt. Typischerweise besteht stinkender Schweiß in der Achselhöhle, an den Zehen und an den Genitalien (Schweiß an den Genitalien riecht süßlich!). Ganz allgemein bessert Schwitzen. Der Schweiß färbt die Wäsche gelb. Beschwerden durch Unterdrückung von Fußschweiß.

Haut

Viele wichtige Thuja-Symptome finden sich auf der Haut. Außer Schweiß und Neigung zu Wucherungen gibt es noch andere charakteristische Hauterscheinungen. Am ganzen Körper kann die Haut ungesund und schmutzig aussehen. Es können große, braune Flecken auftreten. Die Haut ist überempfindlich. Ausschläge treten nur an bedeckten Teilen auf, die nach Kratzen brennen. Bläschenausschläge können sehr schmerzhaft sein.

Die Nägel sind mißgebildet, gerieft, dünn, spröde und brüchig.

Die Haare sind trocken, fallen aus und sind an ihren Enden gespalten. Die Kopfhaut neigt zu Schuppenbildung.

Impffolgen

Thuja ist eine der Arzneien, die schlimme Impffolgen antidotiert, weil diese Folgen zum großen Teil Thuja-Charakter haben. Diese bösen Auswirkungen werden meist nicht mit der Impfung in Zusammenhang gebracht, da sie erst viele Jahre danach auftreten können und daraus resultierende Erkrankungen anderen Gründen zugeschrieben werden. Die am häufigsten zu beobachtenden Erkrankungen mit dieser Ätiologie sind: hartnäckige Neuralgien; bohrender Schmerz an einer kleinen Stelle des Backenknochens, der sich auf den Kopf und den Nacken ausdehnt; oder heftige drückende Schmerzen, als ob ein Nagel in den Scheitel oder in den linken Stirnhöcker getrieben würde; Ausschläge, warzenartige Wucherungen, Konvulsionen (Krämpfe, Epilepsie), rheumatische Arthritis, Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut) und Asthma.

Mund und Rachen

Der Mund ist voll brennender Aphthen ( weiße oder gelbe Flecken auf der Schleimhaut). Flache Geschwüre bilden sich auf der Innenseite der Lippen, auf der Zunge und den Mundwinkeln. Thuja ist eines der Mittel, an das man bei Ranula (Zysten am Zungenbändchen oder am Mundboden) denkt, wenn sie von einem Venennetz eingeschlossen ist.

Der Schlund ist rauh, trocken, gerötet, entzündet und von einem Netzwerk von erweiterten Venen übersät. Beim Schlucken besteht die Empfindung von Zusammenschnürung, oder als ob ein Pflock im Hals wäre. Es wird viel Schleim hochgeräuspert, der nur schwierig ausgespuckt werden kann.

Die Zähne werden an den Wurzeln kariös, während die Kronen gesund bleiben.

Augen und Ohren

Die Bindehaut ist entzündet und scheidet dicken grünlichen Eiter ab oder sie kann trocken sein mit der Empfindung, als ob Sand in den Augen wäre. Thuja ist eine ausgezeichnete Arznei für syphilitische Iritis (Entzündung der Regenbogenhaut) und geschwürige Entzündung der Augenhornhaut. Auf der Lid-Innenseite bilden sich Blasen und Warzen. Die Augen tränen und verkleben nachts. Diese Zustände werden von stechenden Schmerzen in den Augäpfeln oder in den Oberkieferknochen begleitet; bei tieferen Entzündungen von Bohren, als ob ein Nagel in den linken Stirnhöcker gebohrt würde; von getrübtem Sehen; von tanzenden schwarzen Flecken vor den Augen und einer Empfindung von Hitze in Augen oder angrenzenden Regionen.

Die Augenlider weisen häufig Gersten- und Hagelkörner auf.

Bei Mittelohrentzündung ist Thuja dann angebracht, wenn eine Empfindung von Völle oder eine Absonderung von dünnem, wässrigem Eiter, der wie verfaultes Fleisch riecht, vorhanden ist.
 
 

Verdauungsorgane

Die Magengrube ist aufgebläht und empfindlich. Der Patient kann keine Zwiebeln oder fette Speisen zu sich nehmen, ohne Verdauungsstörungen zu bekommen (z.B. Durchfall). Diätfehler verursachen ranziges bzw. saures Aufstoßen oder Erbrechen von fettig schmeckenden Substanzen. Flüssigkeiten ergießen sich hörbar in den Magen. Verlangen nach kalten Getränken und kalten Speisen.

Thuja hat ein eigentümliches Bauchsymptom: Bei vielen Erkrankungen, auch dann, wenn die Eingeweide nicht direkt betroffen sind, treten Spasmen an der Darmmuskulatur auf. Dies ist an der Bauchdecke zu beobachten und sieht aus, als würde sich das Knie oder ein Ellenbogen eines Babys abzeichnen. Daher auch das Symptom: "Glaubt, etwas Lebendiges wäre in seinem Leib." Blähungen, Geräusche und Krächzen wie Schreie eines Tieres.

Hartnäckige Verstopfung mit häufigem, vergeblichem Stuhldrang. Heftige Schmerzen im Rektum hindern den Kranken, genügend Anstrengungen zur Entleerung des Stuhles zu machen. Wie bei Sil. schlüpft der Stuhl wieder zurück.

Wässeriger, gelblicher Durchfall wird von viel Gasabgang und einem glucksendem Geräusch begleitet.

Harnorgane

Entzündungen der Nieren, der Harnröhre und Blase mit heftigen Schmerzen, auch mit Blut und Eiter im Urin. Der Kranke muß lange warten, bis der Harn fließt. Häufige, schmerzhafte, mühsame Miktion (Wasserlassen) mit Brennen in der Harnröhre. Der Harnstrahl ist unterbrochen, dünn und auch geteilt. Eigentümliches Gefühl, als ob ein Tropfen durch die Harnröhre rinne (nach dem Wasserlassen oder auch sonst).

Geschlechtsorgane

Bei Gonorrhoe besteht Brennen während des Urinierens, Jucken in der Urethra (Harnröhre) und eine Empfindung, als ob Urintropfen durch die Harnröhre tröpfeln, nachdem die Blase anscheinend geleert worden ist. Die Harnröhre ist geschwollen, die Glans (Eichel) von roten Erosionen (Schleimhautdefekte) getüpfelt, und in schweren Fällen besteht ein heftiger Urindrang, wobei nur ein paar Tropfen blutigen Harns (begleitet von ziehenden, schneidenden Schmerzen) abgehen. Stiche gehen vom Rektum zur Blase. Der Strahl ist in vielen Fällen dünn, schwach und gespalten.

Thuja erweist gute Dienste bei Folgen von unterdrückter Gonorrhoe. Sie stellt den gonorrhoischen Ausfluß sogar Jahre nach seiner Unterdrückung wieder her und bewirkt eine Heilung. Einige oder alle der obigen Symptome können vorhanden sein und zusätzlich eine lange Liste von Beschwerden, die ebenfalls auf eine Unterdrückung zurückgehen können.

Akute oder chronische Prostatitis ist eine dieser Folgeerkrankungen. Eine weitere ist Hodenentzündung. Meist ist der linke Hoden befallen. Er ist geschwollen, durch einen Muskelkrampf nach oben gezogen und schmerzt wie gequetscht. Die Lymphknoten im Bauchraum schwellen an. In vielen Fällen zeigt der Patient keine offensichtlichen lokalen Symptome der Gonorrhoe und deshalb glaubt er, er sei bereits geheilt. Dann aber wird er von Arthritis befallen. Diese Thuja-Arthritis ist eigentümlich, denn sie setzt sich in der Lendenwirbelregion, den Hüften, Knien und Füßen fest. Die Sohlen sind lahm und schmerzen, die Beine werden taub, schwer und fühlen sich wie abgestorben an. Die Schmerzen werden durch Bewegung schlimmer. Meist ist die linke Seite befallen.

Bei Frauen sind die Ovarien (Eierstöcke) - auch hier hauptsächlich der linke Eierstock - befallen. Es bestehen schneidende, schießende Schmerzen im linken Ovar, die sich in den Kreuzbeinbereich und manchmal die Schenkel hinunter erstrecken. Die Periode ist zu kurz und vorzeitig. Die Scheide ist aufgrund von Erosionen (Schleimhautdefekten) so empfindlich, daß der Koitus äußerst schmerzhaft oder gänzlich unmöglich ist. Die Patientin leidet unter grünlichem Ausfluß, der von einer Periode bis zur nächsten dauern kann. Sie neigt zum Abort im dritten Monat. Während der Entbindung sind die Wehen schwach oder hören völlig auf. Sie neigt zu Gebärmuttervorfall mit Ziehen nach unten und zu Schleimhautdefekten am Muttermund, die krebsartig werden können.

Achtung! nicht überlesen!

Eine dringende Warnung, die bereits Kent gegeben hat, möchte ich an alle Laienhomöopathen weitergeben. Er schreibt: "Alle Homöopathen seien bezüglich der Anwendung von Thuja gewarnt. In den Händen von Unvorsichtigen oder Unwissenden ist es kein ungefährliches Mittel. Die "Thuja-Krankheit" (sie entsteht, wenn die Arznei fortgesetzt gegeben wird) kann auch chronisch werden. ... Wenn wir es über längere Zeit morgens und abends verabreichen, wird diesem Menschen ein lebenslanges Miasma aufgeprägt. Immer gilt: Je größer die Kraft, desto größer auch ihre Fähigkeit zum Guten und Bösen, und desto mehr Wissen bedarf es zu ihrer Anwendung".

Hahnemann nannte Thuja eine "ungemein kräftige Arzneisubstanz", die auch schwierige Krankheiten der Menschen heilen kann, für die es bis dahin noch kein Mittel gab.

Es ist sinnvoll, Thuja nicht eigenmächtig einzunehmen. Ist es dagegen von einem Homöopathen verordnet, dann kann man diese Arznei unbedenklich entsprechend seiner Verordnung einnehmen!

Literatur
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